Installation von Mario Sala in der Krypta des Grossmünsters Zürich

Architekturfotografie | Ausstellungsfotografie
Mario Sala alias Anthonycells: Mario Sala alias Anthonycells: Installation des Schweizer Künstlers Mario Sala in der Krypta

Mario Sala In der von Giovanni Carmine kuratierten Installation von Mario Sala war an das Glas des zentralen Kryptafensters ein rundes gelochtes Vika Bröd (Knäckebrot) geheftet. Es bot vielfältige Assoziationsmöglichkeiten: ein Heiligenschein, ein Autorad, ein Auge mit kleiner Pupille, eine Monstranz.
Von der Krone der historischen Sandsteinskulptur Karls des Grossen, die an der gegenüberliegenden Wand steht, bis zum Scheitel des Fensters mit dem Vika Bröd hatte der Künstler eine Schnur mit aufgefädelten zerbrochenen Eierschalen gespannt, die das Tageslicht reflektierten und in den Raum führten - genug Stoff allein in diesem Teil der Installation, um über das Leben, das Geistige und das banal Alltägliche nachzudenken, über Macht und Zerstörung. Sala rückte Karl den Grossen ins Licht, eine zwiespältige Figur, ein gnadenloser Eroberer, legendärer Gründer des Grossmünsters und andrer Kirchen - der letztlich heilig gesprochen wurde.
Kunst richtet sich an eine pluralistische Gesellschaft mit unterschiedlichen oder vielleicht gar gegensätzlichen Weltanschauungen. Verständlich, dass die Unfassbarkeit von Kunstwerken mit komplexen Inhalten bisweilen Misstrauen aufkommen lässt. Viele Leute würden lieber gezähmte und redundant illustrative oder sich harmlos abstrakt manifestierende Artefakte sehen, die aber kaum von künstlerischem Wert sind und unsere Imagination nicht beleben können. Der Qualitätsanspruch des Grossmünsters ermöglicht hingegen einem kunstinteressierten Publikum mit ästhetischer Sensibilität und Phantasie, autonomen und authentischen Kunstwerken gegenüberzustehen. Diese sind aus einem sinnlichen Denken, Wissen, Glauben und Erahnen entstanden und regen zur subjektiven und kritischen Reflexion an und zum Entdecken von bisher Ungedachtem.
[Artlog: Jacqueline Burckhardt ist Kunsthistorikerin, Mitherausgeberin der Kunstzeitschrift Parkett und Direktorin der Sommerakademie im Zentrum Paul Klee]

Auftraggeber: Grossmünster Zürich

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